​​​Herzlich willkommen im Landkreis Sömmerda!

Landrat Harald Henning im Interview



 

Was macht den Landkreis Sömmerda attraktiv?

Landrat Harald Henning: In unserem Landkreis lässt es sich gut wohnen, arbeiten und aktiv Freizeit gestalten. Dabei können wir sowohl auf eine lange Geschichte als auch auf hochmoderne Industrie blicken. Gut ausgebildete Arbeitskräfte, die Nähe zur Lande​shauptstadt Erfurt und ein lebenswertes Umfeld machen den Landkreis Sömmerda zu einem interessanten Standort für Unternehmen. 

Der Landkreis hat aber auch viele Kulturschätze zu bieten. Ich denke z.B. da an den Siedlungsplatz des ältesten Europäers, den man in Bilzingsleben auf dem archäologischen Komplex „Steinrinne“ bestaunen kann. Unser Landstrich ist seit der Altsteinzeit besiedelt. Hier kann man überall Spuren aus über 400.000 Jahren Menschheitsgeschichte finden.


Wie geht es in naher Zukunft mit dem Landkreis weiter?

Landrat Harald Henning: Ein entscheidendes Kriterium ist sicher die wirtschaftliche Entwicklung. Der Landkreis Sömmerda ist ein gewachsener Industriestandort. Es ist also kein Zufall, dass sich Unternehmen für eine Ansiedlung entscheiden. Und als zertifizierte „Mittelstandsorientierte Kommunalverwaltung“ sorgt der Landkreis für kurze Genehmigungsverfahren und unbürokratische Hilfestellung. Daneben sind es immer mehr weiche Standortfaktoren, die Fachkräfte an die Unternehmen und die Wirtschaftsregion binden. Der Landkreis kann hier mit modernen Kindereinrichtungen und Schulen sowie guter medizinischer Versorgung punkten. Wir konnten bereits attraktive Arbeitgeber in der Region binden und hoffen auf weitere Ansiedelungen.


Eine wesentliche Voraussetzung für Innovation und Investition in zukunftsfähige Arbeitsplätze ist eine moderne Breitband-Infrastruktur. Wie sieht es denn da im Landkreis aus?

Landrat Harald Henning: Wir als Landkreis sind für die Kommunen eingesprungen und haben Fördermittel beantragt und genehmigt bekommen. Wir haben den Ausbau europaweit ausgeschrieben und dafür juristische und technische Beratung in Anspruch genommen. Ziel ist es, die bislang unterversorgten Gewerbegebiete im Ausbaugebiet schnellstmöglich mit Glasfaser zu versorgen.

Aber auch die Kreisverwaltung muss die Digitalisierung im Blick haben. Neben den infrastrukturellen Voraussetzungen betrifft das zum Beispiel die E-Vergabe, die seit 2018 einzuhalten ist. Mit der Einführung der elektronischen Akte wollen wir in der Kreisverwaltung einen nächsten technologischen Schritt gehen. Künftig soll die Behörde vollständig mit elektronischen Akten arbeiten. Unser gesamtes Verwaltungshandeln wird sich dadurch grundlegend wandeln.


Die Ansiedlung von Unternehmen setzt das Vorhandensein motivierter und gut ausgebildeter Fachkräfte voraus. Wie kann der Landkreis hier unterstützen?

Landrat Harald Henning: Die Chancen für junge Leute, in ihrer Heimat einen Beruf nach Maß zu finden, sind so gut wie nie. Mit der Berufsinformationsbörse BIB leistet der Landkreis dabei wichtige Unterstützung. In diesem Zusammenhang setzen wir seit kurzem auf das Online-Portal berufeMAP.de, eine Suchmaschine nach Anbietern in den Bereichen Praktikum, Ausbildung und (duales) Studium. Außerdem wurde 2016 die Jugendberufsagentur mit dem Ziel gegründet, das Angebot zur Berufsorientierung in der Region Sömmerda individueller und an den Interessen der Jugendlichen ausgerichtet zu gestalten.​ Hinzu kommt, dass sich der Landkreis in verschiedenen Initiativen für die Fachkräftegewinnung engagiert. Im Pflegebereich werben wir über das PflegeNetz und in unserem neuen Integrationskonzept sind Maßnahmen verankert, um Menschen mit Migrationshintergrund in Ausbildung oder Beschäftigung zu bringen.

Die wichtigste Grundlage für neue Fachkräfte aber sind gute Schulen. Dafür tut der Landkreis alles, was in seinem Einflussbereich liegt: moderne Schulgebäude, gutes Lernumfeld. Weit über 100 Millionen Euro wurden seit 1990 in die Erneuerung von Gebäuden und Sportanlagen investiert. Diese Investitionspolitik wird der Landkreis auch in Zukunft fortführen. Darüber hinaus wird der Landkreis auch die Digitalisierung an seinen Schulen weiter vorantreiben. So wird bei Ba​umaßnahmen die Vernetzung immer schon mit vorbereitet. Außerdem ist geplant, im Zuge des Breitbandausbaus an jeder Schule Glasfaser bis zum Gebäude anlegen zu lassen.


Der Landkreis übernimmt ​zahlreiche für das gesellschaftliche Leben wichtige Aufgaben. Welche sind das?

Landrat Harald Henning: Als Aufgabenträger für den überörtlichen Brandschutz, die überörtliche Allgemeine Hilfe und den Katastrophenschutz unterstützt und begleitet der Landkreis beispielsweise die Feuerwehren und Rettungskräfte bei der räumlichen und technischen Modernisierung. Ohne die Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehren, die Ehrenamtlichen im Katastrophenschutz, im Sanitäts- und Betreuungszug oder die Notfallbegleiter könnte unser Gemeinwesen nicht funktionieren.

Mit Stolz blicke ich auch auf das großartige ehrenamtliche kulturelle und soziale Engagement in der Region. Der Landkreis unterstützt Vereine, Initiative und Projekte in vielerlei Hinsicht.​ ​


 

 

 

So arbeitet die Ehrenamtsförderung des Landkreises eng mit der Thüringer Ehrenamtsstiftung zusammen und steht jederzeit für Fragen und Ideen zur Verfügung. Künftig soll eine eigene Ehrenamtsagentur mit Informationen, Beratung und einem Fortbildungsangebot das Engagement noch weiter unterstützen.​

Daneben organisiert der Landkreis selbst eine Fülle von Veranstaltungen und ist als Partner an weiteren beteiligt. Stellvertretend nennen möchte ich die Kreiskulturwochen, den Jugendmusikwettbewerb „Alles außer Klassik“, das Kreisblasmusikfest und die Schultheatertage. Aber auch finanzielle Unterstützung leistet der Landkreis, etwa bei Musikschule und Bibliothek.

​Den Sportvereinen im Landkreis stehen seit vielen Jahren unsere Schulturnhallen für Trainingseinheiten wie auch Wettkämpfe kostenfrei zur Verfügung. Darüber hinaus erhalten die Sportvereine und der Kreissportbund (KSB) finanzielle Zuschüsse für ihre so wichtige ehrenamtliche Arbeit. So finanziert das Jugendamt beim KSB eine Personalstelle für die Jugendarbeit und der Kreis stellt jährlich im Rahmen der Sportförderrichtlinie 100.000 Euro für investive Maßnahmen zur Verfügung.

Glücklicherweise können wir selbst auch auf wichtige Unterstützer zählen, im kulturellen Bereich etwa auf die Sparkasse Mittelthüringen und die Sparkassenstiftung Sömmerda. Und Veranstaltungen wie die SÖM, die BIB oder die Gewerbegebietsfeste in Sömmerda und Kölleda wären ohne starke Partner aus der Wirtschaft und den Kammern undenkbar.

Im sozialen Bereich setzen wir auf die Kooperation mit sozialen Trägern, etwa bei der Jugendsozialarbeit, Beratungsstellen oder bei der Betreuung der im Landkreis lebenden Flüchtlinge.


Der Tourismus hat für Sie einen hohen Stellenwert. Welche Rolle spielt er für die weitere Entwicklung des Landkreises?

Landrat Harald Henning: Ich weiß, dass unser Landkreis keine Tourismusregion im klassischen Verständnis ist. Vielmehr geht es darum, dass die Bewohnerinnen und Bewohner des Landkreises stolz sind auf das, was ihre Heimat auszeichnet und das auch nach außen kommunizieren. Die wichtigsten Botschafter einer Region sind die Menschen, die hier leben. Eine gute touristische Infrastruktur, also Naherholungsgebiete, Rad- und Wanderwege, ist ein wichtiger Faktor, dass sich die Einwohner des Landkreises wohlfühlen und ihr Wohnumfeld als lebenswert empfinden.

Wir haben viele landschaftlich und historisch interessante Punkte in unserer Region: Unstrut- und Geraaue, Erfurter Seen, Alperstedter Ried, die Hohe Schrecke im Bereich Natur, Burg Weißensee, Schloss Beichlingen, der Camposanto in Buttstädt und natürlich die Steinrinne in Bilzingsleben. Sie alle wurden in den vergangenen Jahren durch Radwege untereinander verbunden.

Wir schauen aber auch vermehrt über die Kreisgrenzen und loten aus, mit wem und wie wir ​unsere Angebote weiterentwickeln wollen. Es hat sich gezeigt, dass man mit der naturräumlichen Einordnung „Thüringer Becken“ deutlich besser werben kann. Der Regionale Tourismusverbund hat sich mit der 2018 erfolgten Umbenennung in Tourismusverband „Thüringer Becken“ schon positioniert.

Wir wollen dies weiter ausbauen. Daher hat der Landkreis in Abstimmung mit dem Tourismusverband, den Kommunen und den touristischen Leistungsanbietern ein Tourismuskonzept arbeiten lassen. Außerdem werden wir unsere Angebote in die Thüringer Tourismusstrategie einordnen.


Was sehen Sie als größte Herausforderung für den Landkreis Sömmerda?

Landrat Harald Henning: Ohne zu pessimistisch klingen zu wollen – wenn wir nicht jetzt die Weichen stellen, sind wir über kurz oder lang mit Altersarmut in Größenordnungen konfrontiert. Die Langzeitarbeitslosen, Geringqualifizierten und Alleinerziehenden von heute stellen uns morgen vor riesige Herausforderungen, die wir dann möglicherweise nicht mehr bewältigen können. Also ist jetzt die Zeit, zu handeln und Strategien zu erarbeiten, wie wir diesen Entwicklungen entgegentreten wollen.

Dank Fördermitteln aus dem Europäischen Sozialfonds ESF konnten wir einen kommunalen Sozialplanungsprozess in Gang setzen, der uns hilft, Handlungsfelder und Versorgungslücken zu erkennen und bedarfsgerechte Lösungen zu finden, um die Lebensqualität aller Menschen im Landkreis zu verbessern. In Zusammenarbeit mit vielen Beteiligten in der Verwaltung, den Kommunen und bei den freien Trägern haben wir bereits wichtige Grundlagen für die Planung und Umsetzung konkreter Maßnahmen zur Armutsprävention im Landkreis gelegt.

Gleichzeitig muss es uns gelingen, den ländlichen Raum als attraktives Lebensumfeld für Jung und Alt zu stärken. Das schaffen wir nur gemeinsam, wenn sich jeder mit seinen Stärken in die Gemeinschaft einbringt. Wenn ich sehe, wie sich die Menschen in den Orten engagieren, sei es in der Feuerwehr, im Sport- oder im Heimatverein, habe ich keine Zweifel, dass wir im Landkreis Sömmerda auf einem guten Weg sind.